Adelnde Angst
Ein Mensch:
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Die Wahrheit ist: Ich habe Angst. Entsetzliche Angst, dass es schief gehen könnte. Am liebsten würde ich das natürlich einfach wegschieben, nicht darüber nachdenken, die Angst verdrängen, denn ich weiß, dass sie nichts bringt.
Aber? Aber ich denke auch: Fühle die Angst, bevor sie dich fühlen lässt, dass du sie verdrängt hast. Ängste lassen sich nicht einfach verdrängen. Irgendwann suchen sie sich ihren Weg an die Oberfläche und brechen sich ihre Bahn dann, wenn du ihnen nicht begegnen kannst. Ach so. Ja. Ängste zu unterdrücken, braucht innere Kraft und Ausgeglichenheit. Sobald die Kraft aber fehlt, weil vieles auf einen einstürzt, fehlt auch der selbst gemachte Schutzpanzer und dann holt dich alles ein. Und dann versinkst du, dann brichst du zusammen, weil du dich mit den Dingen, die du fürchtest, niemals konfrontiert hast und nicht weißt, wie damit umzugehen ist. Die Kunst besteht also darin, den Zeitpunkt der Konfrontation selbst zu bestimmen, damit es dich nicht verzehrt. Richtig. Und das versuchst du gerade? Ja. Wovor hast du denn Angst? Angst davor, dass ich sie verlieren könnte. Weil ich wegziehe. Verstehe. Ich denke, dass das nur natürlich ist. Sicherlich. Wer kennt nicht die Angst, zu verlieren, was einem teuer ist. Aber ich muss irgendwie einen Umgang damit finden. Und was schlägst du vor? Ich weiß es nicht genau. Ich weiß, wie gesagt, dass mich die Angst nicht weiter bringt. Das einzige, was mich weiter bringt, ist Glaube und Vertrauen in unsere Sache. Aber deshalb die Angst komplett zu verunglimpfen, ist halt auch der falsche Weg. Der richtige Weg liegt irgendwo dazwischen. Sieht mir ja nach einer schmalen Gratwanderung aus. Ja, total. Auf einmal muss jeder Schritt gut überlegt sein. Nicht rechts abweichen, nicht links abweichen, sondern vorsichtig geradeaus gehen, nicht beginnen zu rennen und immer wieder nach hinten schauen und sich vergewissern, dass der eingeschlagene Weg noch der richtige ist. Du musst also im richtigen Maß deine Angst fühlen und dennoch deinen Glauben an eure Sache behalten? Genau. Menschliches Leiden fordert viel von einem ab, wenn es nur eine Art gibt, damit richtig umzugehen. Das kann ich nicht sagen. Für mich ist das die richtige Methode, weil ich eine reflektierter und grüblerischer Mensch bin. Für andere ist es vielleicht besser, einfach nach vorne zu stürmen. Aber mehr als die Verlustangst fürchte ich, hilflos von ihr übermannt zu werden. Das scheint mir das größere Übel, also versuche ich mich an dieser Gratwanderung. Warum kannst du denn nicht einfach an das Gute glauben? Ich bin einfach nicht der Mensch dazu. Ich bin ein Skeptiker. Ich will mich nicht in falschen Hoffnungen wägen, die dann enttäuscht werden, denn das schmerzt umso mehr. Lieber lasse ich die Zukunft offen und versuche, was immer da kommen mag, bestmöglich zu bewältigen. Selbst wenn dich also die Hoffnung jetzt stützen könnte, willst du dich ihr nicht komplett hingeben, aus Angst, dass du zu einem späteren Zeitpunkt enttäuscht oder von Ängsten überrannt werden könntest. Genau. Das ist sehr weitsichtig. Ja. Das denke ich auch. Und sehr wahnhaft. Wie meinst du das? Du unterliegst einem Kontrollwahn. Größer als deine Verlustangst ist, wie du gerade sagtest, nämlich deine Angst vor Kontrollverlust. Das stimmt. Und? Du willst zu jedem Zeitpunkt dafür sorgen, dass du auf etwaige emotionale Probleme auf irgendeine Weise vorbereitet bist. Was ist so schlimm daran? Es ist vermessen. Denn in meinen Augen misst du deinen Ängsten die falsche Gewichtung bei. Sollte nicht vor deiner Angst vor Kontrollverlust die Angst stehen, sie zu verlieren? Ich weiß nicht. Ich verstehe, worauf du hinaus willst, aber wichte ich die Ängste andersherum, belaste ich doch unsere Beziehung stark, zumal ich – wie du ja selbst sagtest – wenig an der Situation ändern kann. Ich kann nicht beeinflussen, wo sich unsere Beziehung hinbewegen wird, wenn ich wegziehe. Ich kann doch einzig meinen Umgang damit ändern. Deshalb versuche ich an meiner Angst vor Kontrollverlust zu arbeiten, denn mit ihr kann ich mich konstruktiv konfrontieren. Die Angst, sie zu verlieren, kann mir nur die Zeit nehmen. Verstehe. Das ist was Wahres dran. Danke, dass du das auch so siehst. Dennoch geben mir deine Worte zu denken, denn ich bin in der Tat ein Kontrollfreak. Aber Liebe lässt sich nicht kontrollieren. Ich kann mich ihr nur hingeben und zusehen, was sie mit mir tut. Ich kann mich nur ihr hingeben und für jeden schönen Moment danken, den wir zusammen haben. Ihr Menschen habt es schon nicht leicht. Euch werden so viele Stolpersteine in den Weg gelegt und die Gratwanderung erscheint mir so aussichtslos. Möglich. Wir können an vielem zerbrechen. Aber wenn wir daran wachsen, sind es diese Stolpersteine und dieser schmale Weg, der uns am Ende zu Göttern macht. Göttlicher als Götter? Ein vollkommenes Wesen ohne Probleme ist beneidenswert, aber was hat ein Gott jemals für seine Göttlichkeit getan? Sie wurde ihm ja geschenkt. Das stimmt. Uns Menschen kann unsere Tat adeln, wenn wir es richtig anzustellen wissen. Und der Mensch, der sich den Grat mühevoll erkämpfen musste und am Ende oben steht, ist der nicht göttlicher als ein Gott selbst? |
Der Parzen-Dreischnnitt
I. Prolog „Ist echt ein Problem geworden.“ „Mhhh.“ „Weiß gar nicht, wo die noch alle hin sollen.“ „Mhhh“ „In Strömen kommen die rüber. Und es werden einfach nicht weniger.“ „Mhhh“ „Man kann den Strom kaum noch erkennen, weil die Ufer nur so wimmeln. Der Fährbetrieb ist vollkommen überlastet. Kommt gar nicht mehr hinter her mit seinem maroden Kahn. Aber eine Neubestellung sei ja angeblich nicht drin.“ „Mhhh“ „Angeblich würde das das Ambiente des Ortes ‚maßgeblich beeinflussen‘, wie es heißt, wenn statt der Nussschale ein größerer Kahn zur Stelle wäre. Mal wieder alles stock konservativ hier.“ „Mhhh“
II. Den Faden spinnen... „„He da! Raus hier! Du hast noch nich bezahlt! Komm wieder, wenn de dit Jeld uffjetrieb'n hast! Hey! Du warst noch nich an'er Reihe! Nich einfach vordrängeln hier! Die andern warten schon lang jenuch uff `ne Überfahrt! Ja, da brauchste dich nich bei mir beschwer’n. Ick fahr’ hier nur dit Boot und größer jibt’s nu ma nich! Ja doch! Ihr kommt alle noch vors Jericht. Keene Bange!
III. Den Faden spannen... „Der nächste! Was hast du vorzuweisen? Totschlag. Ja dann bitte absteigen zu Kreis drei. Wo das ist? Immer nach unten! Folge den Schildern oder dem da, der hat auch Totschlag. Nächster! Pardon, nächste. Und bei dir? Mord. Tja dann Kreis fünf...Warte! Da ist schon voll, hab’ ich grade gehört. Dann musst du erstmal auf die Warteliste. Und bis dahin zu Kreis drei zu den Totschlägern. Das verhält sich ja einigermaßen ähnlich. Nächster! Uhhhh! Verrat an deinen Liebsten! Gleich runter zur Nummer Neun! Ist gerade noch ein Loch im Eis frei geworden. Warte! Was? Lümmeln da immer noch diese Touristen rum?! Die sollen sich mal sputen, werden früher oder später sowieso wieder hier landen! Nächster!“
IV. Und abschneiden... „Und wiederholt habe ich davor gewarnt, dass das hier kein Spaziergang werden würde. Nein. Das stand auch genauso ausdrücklich in der Reisebeschreibung. Da lass ich gar nicht mit mir diskutieren. Wer vor seiner Zeit hierher hinabsteigen will, bedarf einer großen Portion Mut und Willenskraft. Wir sind hier unten auch fertig. Sie müssen nur mal aufstehen und durch den Spalt da hinten gehen. Ja! Das ist wahrhaft die letzte Hürde. Ich gelobe Ihnen, dass die nächsten zwei Tage wesentlich angenehmer sein werden. Ja, auch das war vorher bekannt, dass diese Reise nur drei Tage dauern würde. Das war schon immer so....“
V. Epilog „Das ist meine Rede. Die Festlegung auf drei als magische Zahl war viel zu kurz gedacht. Da wurden einfach keine vernünftigen Prognosen für die Zukunft gemacht!“ „Mhhh“ „30 wär’ besser gewesen. Ich meine, in nur einem Tag hier durch, da brauchen wir uns nicht wundern, dass hier zu wenig Platz ist. Und dann immer dieser Touristenhype zu Ostern! Auf einmal wollen sie alle fromm sein und schon mal austesten, wie das später so sein wird. Dabei gibt ́s doch genug Reiseberichte! Aber die sind wahrscheinlich Schuld daran. Haben erst auf die ganze Region aufmerksam gemacht.“ „Mhhh“ „Wirklich, verdammter Massentourismus. Charon paddelt sich einen Ast ab, Minos kommt vom Richterstuhl nicht mehr runter und führt die schwereren Verbrecher schon in höhere Kreise, weil einfach kein Platz mehr ist und die Engel haben schon längst aufgehört, Individualführungen zu geben, sondern machen nur noch Gruppen. Dass die Seelsorge dabei auf der Strecke bleibt, ist klar und nur wenig Zeit später stehen sie hier wieder auf der Matte und jammern uns die Ohren voll.“ „Lasst, die ihr hier arbeitet, alle Hoffnung fahren.“ „Früher war’n wir noch mehr als Dienstleister, die im Akkord Klienten abfertigen, da hat das ganze Ding noch richtig Spaß gemacht und so jemand wie Dante war auch eher die Ausnahme, zumal das ganze Programm bei ihm auch was gebracht hat. Aber in letzter Zeit vermiesen die neuen Seelen mir schon ganz schön das Arbeitsklima hier.“ „Mhhh...Die Hölle, das sind die andren.“
I. Prolog „Ist echt ein Problem geworden.“ „Mhhh.“ „Weiß gar nicht, wo die noch alle hin sollen.“ „Mhhh“ „In Strömen kommen die rüber. Und es werden einfach nicht weniger.“ „Mhhh“ „Man kann den Strom kaum noch erkennen, weil die Ufer nur so wimmeln. Der Fährbetrieb ist vollkommen überlastet. Kommt gar nicht mehr hinter her mit seinem maroden Kahn. Aber eine Neubestellung sei ja angeblich nicht drin.“ „Mhhh“ „Angeblich würde das das Ambiente des Ortes ‚maßgeblich beeinflussen‘, wie es heißt, wenn statt der Nussschale ein größerer Kahn zur Stelle wäre. Mal wieder alles stock konservativ hier.“ „Mhhh“
II. Den Faden spinnen... „„He da! Raus hier! Du hast noch nich bezahlt! Komm wieder, wenn de dit Jeld uffjetrieb'n hast! Hey! Du warst noch nich an'er Reihe! Nich einfach vordrängeln hier! Die andern warten schon lang jenuch uff `ne Überfahrt! Ja, da brauchste dich nich bei mir beschwer’n. Ick fahr’ hier nur dit Boot und größer jibt’s nu ma nich! Ja doch! Ihr kommt alle noch vors Jericht. Keene Bange!
III. Den Faden spannen... „Der nächste! Was hast du vorzuweisen? Totschlag. Ja dann bitte absteigen zu Kreis drei. Wo das ist? Immer nach unten! Folge den Schildern oder dem da, der hat auch Totschlag. Nächster! Pardon, nächste. Und bei dir? Mord. Tja dann Kreis fünf...Warte! Da ist schon voll, hab’ ich grade gehört. Dann musst du erstmal auf die Warteliste. Und bis dahin zu Kreis drei zu den Totschlägern. Das verhält sich ja einigermaßen ähnlich. Nächster! Uhhhh! Verrat an deinen Liebsten! Gleich runter zur Nummer Neun! Ist gerade noch ein Loch im Eis frei geworden. Warte! Was? Lümmeln da immer noch diese Touristen rum?! Die sollen sich mal sputen, werden früher oder später sowieso wieder hier landen! Nächster!“
IV. Und abschneiden... „Und wiederholt habe ich davor gewarnt, dass das hier kein Spaziergang werden würde. Nein. Das stand auch genauso ausdrücklich in der Reisebeschreibung. Da lass ich gar nicht mit mir diskutieren. Wer vor seiner Zeit hierher hinabsteigen will, bedarf einer großen Portion Mut und Willenskraft. Wir sind hier unten auch fertig. Sie müssen nur mal aufstehen und durch den Spalt da hinten gehen. Ja! Das ist wahrhaft die letzte Hürde. Ich gelobe Ihnen, dass die nächsten zwei Tage wesentlich angenehmer sein werden. Ja, auch das war vorher bekannt, dass diese Reise nur drei Tage dauern würde. Das war schon immer so....“
V. Epilog „Das ist meine Rede. Die Festlegung auf drei als magische Zahl war viel zu kurz gedacht. Da wurden einfach keine vernünftigen Prognosen für die Zukunft gemacht!“ „Mhhh“ „30 wär’ besser gewesen. Ich meine, in nur einem Tag hier durch, da brauchen wir uns nicht wundern, dass hier zu wenig Platz ist. Und dann immer dieser Touristenhype zu Ostern! Auf einmal wollen sie alle fromm sein und schon mal austesten, wie das später so sein wird. Dabei gibt ́s doch genug Reiseberichte! Aber die sind wahrscheinlich Schuld daran. Haben erst auf die ganze Region aufmerksam gemacht.“ „Mhhh“ „Wirklich, verdammter Massentourismus. Charon paddelt sich einen Ast ab, Minos kommt vom Richterstuhl nicht mehr runter und führt die schwereren Verbrecher schon in höhere Kreise, weil einfach kein Platz mehr ist und die Engel haben schon längst aufgehört, Individualführungen zu geben, sondern machen nur noch Gruppen. Dass die Seelsorge dabei auf der Strecke bleibt, ist klar und nur wenig Zeit später stehen sie hier wieder auf der Matte und jammern uns die Ohren voll.“ „Lasst, die ihr hier arbeitet, alle Hoffnung fahren.“ „Früher war’n wir noch mehr als Dienstleister, die im Akkord Klienten abfertigen, da hat das ganze Ding noch richtig Spaß gemacht und so jemand wie Dante war auch eher die Ausnahme, zumal das ganze Programm bei ihm auch was gebracht hat. Aber in letzter Zeit vermiesen die neuen Seelen mir schon ganz schön das Arbeitsklima hier.“ „Mhhh...Die Hölle, das sind die andren.“
Das Thema heißt ‚Müll‘
Ich mache eine Banane auf. Ich esse die Frucht.
Die Schale bleibt übrig.
Müll.
Ich mache einen Joghurt auf. Ich esse das Milchprodukt.
Der Becher bleibt übrig.
Müll.
Ich mache den Mund auf. Das Essen kommt rein.
Scheiße bleibt übrig.
Müll.
Ich mache den Mund zu. Ungesagtes bleibt drin.
Leere Wort bleiben übrig.
Müll.
Ich schlage das Notizbuch auf. Ich schreibe Ungesagtes rein.
Beschriebenes Papier bleibt übrig.
Müll.
Ich schlage nie wieder meine Augen auf. Alle weinen.
Und etwas bleibt übrig.
Müll?
Ich mache eine Banane auf. Ich esse die Frucht.
Die Schale bleibt übrig.
Müll.
Ich mache einen Joghurt auf. Ich esse das Milchprodukt.
Der Becher bleibt übrig.
Müll.
Ich mache den Mund auf. Das Essen kommt rein.
Scheiße bleibt übrig.
Müll.
Ich mache den Mund zu. Ungesagtes bleibt drin.
Leere Wort bleiben übrig.
Müll.
Ich schlage das Notizbuch auf. Ich schreibe Ungesagtes rein.
Beschriebenes Papier bleibt übrig.
Müll.
Ich schlage nie wieder meine Augen auf. Alle weinen.
Und etwas bleibt übrig.
Müll?
Fragen an mich selbst
Kannst du das noch? Im Dunkeln allein? Ohne Licht und ohne Geräusch, mit einem leeren
Kopf, der nicht denkt, was zu tun morgen und in den nächsten Tagen bis Fristen verlaufen
und Krisen beginnen? Kannst du das noch? In dich selbst hineinsehen, dich selbst
ansehen, wenn du weglässt, was du tust oder bist du einzig, was du tust? Dich selbst
denken, ohne daran zu denken, was du tust im nächsten Moment oder auch morgen?
Kannst du das noch?
Ich kann mich nicht denken, ohne an Griechisch zu denken, ohne Griechisch zu denken,
weil es ist, was ich tue im nächsten Moment oder auch morgen. Ich kann nicht mehr
denken, ohne an Arbeit zu denken, die im nächsten Moment wartet oder in einigen Tagen.
Doch bin ich nicht allein, was ich tue, denn er erfüllt mich nicht genug. Ich fühle mich
langweilig, hab’ nichts zu erzählen, ohne zu klagen. Dreh’ mich im Kreis, das Gespräch ist
ein Kreis, denn unerschöpflich wird gekaut, dessen Nährwert schon längst erschöpfend
verdaut. Ich kann nicht ins Dunkel, denn an mir find ich nichts ohne die andren.
Du kannst nicht glücklich sein, ohne glücklich zu bleiben, der Mensch, durchweg
Gewohnheitstier, beklagt alsbald, was ihn erfreute, wenn es zu Alltag und Arbeit
verkommt. Routine, sie kommt, in sich einzuverleiben, was spannend und
außergewöhnlich doch war. Das Besondre wieder finden. Kannst du das noch?
Wie soll ich das können, der ich mich vor mir selbst ekel, weil ich es geil finde, auf einmal
mehr Geld zu verdienen, der sich ergötzt an einfachen Zahlen, pixelweise tiefschwarz
erscheinend, so rein virtuell und fast nicht real? Wie soll ich noch fühlen, wenn die Freude
sich kehrte zur Ökonomie im ergrauenden Leben?
Kannst du das noch, den Lebenswert finden, ganz ohne Zahlen, ohne den Job und
glänzende Noten? Kannst du das noch, den eignen Wert finden, ohne den Spiegel der
andren zu binden ewig an dich. Kannst du auch einmal ohne ihr wohltuendes Wort?
Kannst du noch geben an andre das Leben, dessen du dich grad versagst? Und kannst
du das noch, akzeptieren, dass andre mehr finden als du in dir ahnst? Zwar wirst du nie
lernen, nur glücklich zu bleiben, doch reicht es nicht einfach nur glücklich zu sein?
Kannst du das noch? Im Dunkeln allein? Ohne Licht und ohne Geräusch, mit einem leeren
Kopf, der nicht denkt, was zu tun morgen und in den nächsten Tagen bis Fristen verlaufen
und Krisen beginnen? Kannst du das noch? In dich selbst hineinsehen, dich selbst
ansehen, wenn du weglässt, was du tust oder bist du einzig, was du tust? Dich selbst
denken, ohne daran zu denken, was du tust im nächsten Moment oder auch morgen?
Kannst du das noch?
Ich kann mich nicht denken, ohne an Griechisch zu denken, ohne Griechisch zu denken,
weil es ist, was ich tue im nächsten Moment oder auch morgen. Ich kann nicht mehr
denken, ohne an Arbeit zu denken, die im nächsten Moment wartet oder in einigen Tagen.
Doch bin ich nicht allein, was ich tue, denn er erfüllt mich nicht genug. Ich fühle mich
langweilig, hab’ nichts zu erzählen, ohne zu klagen. Dreh’ mich im Kreis, das Gespräch ist
ein Kreis, denn unerschöpflich wird gekaut, dessen Nährwert schon längst erschöpfend
verdaut. Ich kann nicht ins Dunkel, denn an mir find ich nichts ohne die andren.
Du kannst nicht glücklich sein, ohne glücklich zu bleiben, der Mensch, durchweg
Gewohnheitstier, beklagt alsbald, was ihn erfreute, wenn es zu Alltag und Arbeit
verkommt. Routine, sie kommt, in sich einzuverleiben, was spannend und
außergewöhnlich doch war. Das Besondre wieder finden. Kannst du das noch?
Wie soll ich das können, der ich mich vor mir selbst ekel, weil ich es geil finde, auf einmal
mehr Geld zu verdienen, der sich ergötzt an einfachen Zahlen, pixelweise tiefschwarz
erscheinend, so rein virtuell und fast nicht real? Wie soll ich noch fühlen, wenn die Freude
sich kehrte zur Ökonomie im ergrauenden Leben?
Kannst du das noch, den Lebenswert finden, ganz ohne Zahlen, ohne den Job und
glänzende Noten? Kannst du das noch, den eignen Wert finden, ohne den Spiegel der
andren zu binden ewig an dich. Kannst du auch einmal ohne ihr wohltuendes Wort?
Kannst du noch geben an andre das Leben, dessen du dich grad versagst? Und kannst
du das noch, akzeptieren, dass andre mehr finden als du in dir ahnst? Zwar wirst du nie
lernen, nur glücklich zu bleiben, doch reicht es nicht einfach nur glücklich zu sein?
Wenn der Euphemismus nicht aufhören kann zu marginalisieren, zu dramatisieren jedoch die Hyperbel nicht, wie könnten sie dann jemals voneinander lernen?
Zombie mit Leidenschaft
Morgens sind die Züge voll. Morgens, wenn die Arbeit ruft, ist kein Platz, kein Raum im Zug. Mensch drängt sich an Mensch und schweigt, ein jeder für sich und sein Telefon. Schauen sie auf, schauen sie weg. Treffen sich die Blicke, nur für einen Moment, sieht man einzig: Leere Gesichter. Müde Gesichter. Und ich bin eines davon. Ist es zu früh? Oder war die Nacht zu kurz? Bei mir ist beides der Fall, doch vor allem ersteres ist für mich entscheidend. Ich bin keine Lerche.
An einem solchen Morgen stelle ich immer wieder fest, dass ich bin, was jeder andere hier auch ist. Ich wollte mich immer abgrenzen von ihnen, ich wollte immer meinen Zugang zum Natürlichen, Ursprünglichen und vollkommen Unverfänglichen bewahren. Ich wollte einst lernen, zu sein wie die Bäume, in mir zu ruhen; den Stress an mir abperlen lassen wie eine Lotosblüte; über den Stadtdschungel erhaben sein mit dem Gemüt eines Eremiten. An diesem Morgen musste ich erkennen, dass ich nicht leichtfüßig über den Dschungel hinweg hüpfe, sondern dass ich tief drin stecke, zu tief.
Wie ist es auch weiter verwunderlich, wenn der Ort meines geistigen Lebens in der Stadtmitte liegt, wenn ich an einem System partizipiere, dass für seinen unglaublichen Reichtum an Wissen zu wenig Zeit zur Verfügung stellt, sodass man zwar immer noch mehr erfahren und lernen, das Erlernte gleichzeitig pflegen will, aber regelmäßig daran scheitert? Wie ist es weiter verwunderlich, dass ich werde wie sie, wenn ich in so kurzer Zeit mir selbst auftrage, zwei alte Sprachen zu vertiefen und zu perfektionieren, während ich eine weitere alte Sprache dazu lernen will und auch muss? Wenn ich meine Zeit beginne aufzuteilen zwischen Latein, Altgriechisch, Mittelhochdeutsch, wenigstens ein bisschen Schriftstellerei und den Leuten, die mir wichtig sind, allen voran jener Frau, die mir so viel bedeutet, ist es dann verwunderlich, dass ich vergesse, was es heißt, Zeit zu haben?
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Morgens sind die Züge voll. Morgens, wenn die Arbeit ruft, ist kein Platz, kein Raum im Zug. Mensch drängt sich an Mensch und schweigt, ein jeder für sich und sein Telefon. Schauen sie auf, schauen sie weg. Treffen sich die Blicke, nur für einen Moment, sieht man einzig: Leere Gesichter. Müde Gesichter. Und ich bin eines davon. Ist es zu früh? Oder war die Nacht zu kurz? Bei mir ist beides der Fall, doch vor allem ersteres ist für mich entscheidend. Ich bin keine Lerche.
An einem solchen Morgen stelle ich immer wieder fest, dass ich bin, was jeder andere hier auch ist. Ich wollte mich immer abgrenzen von ihnen, ich wollte immer meinen Zugang zum Natürlichen, Ursprünglichen und vollkommen Unverfänglichen bewahren. Ich wollte einst lernen, zu sein wie die Bäume, in mir zu ruhen; den Stress an mir abperlen lassen wie eine Lotosblüte; über den Stadtdschungel erhaben sein mit dem Gemüt eines Eremiten. An diesem Morgen musste ich erkennen, dass ich nicht leichtfüßig über den Dschungel hinweg hüpfe, sondern dass ich tief drin stecke, zu tief.
Wie ist es auch weiter verwunderlich, wenn der Ort meines geistigen Lebens in der Stadtmitte liegt, wenn ich an einem System partizipiere, dass für seinen unglaublichen Reichtum an Wissen zu wenig Zeit zur Verfügung stellt, sodass man zwar immer noch mehr erfahren und lernen, das Erlernte gleichzeitig pflegen will, aber regelmäßig daran scheitert? Wie ist es weiter verwunderlich, dass ich werde wie sie, wenn ich in so kurzer Zeit mir selbst auftrage, zwei alte Sprachen zu vertiefen und zu perfektionieren, während ich eine weitere alte Sprache dazu lernen will und auch muss? Wenn ich meine Zeit beginne aufzuteilen zwischen Latein, Altgriechisch, Mittelhochdeutsch, wenigstens ein bisschen Schriftstellerei und den Leuten, die mir wichtig sind, allen voran jener Frau, die mir so viel bedeutet, ist es dann verwunderlich, dass ich vergesse, was es heißt, Zeit zu haben?
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Brand und Scherben
Du sprichst zu viel und sagst zu wenig. Du redest zu viel und meinst zu wenig. Du gelobst, versprichst und schwörst viel zu viel und hälst zu wenig. Es klingt so gut für den Moment, denn genau dann fühlt’s sich richtig an. Authentisch ist’s für den Moment, dann bist du das Wort, was du grad nennst. Denn mit Vorsatz tust du’s nicht. Mit Vorsatz nämlich vergisst du nicht. Es passiert dir einfach so.
Dann ist der Moment vorbei und so viel mehr stürmt auf dich ein! Nahtlos aneinander reih’n sich Moment, Moment und Sein. Dann gibt’s kein morgen und kein gestern, nur noch heut und endlich lässt dann der neue Mensch, der grad im Licht sitzt, hören, worauf du erpicht bist. Geschichten. Und schon hast du ganz vergessen, wer zuvor dein Wort erhielt.
Für dich mag es kein gestern geben, es gibt nur ‚jetzt‘, vielleicht ein ‚eben‘. Doch ansichtig wirst du irgendwann dessen, der’s nicht kann. Ich mein: Vergessen. Für den Moment blickst du bestürzt, ärgerst dich, so dass du das Kopfchaos mit Schlägen würzt, doch dann kommt sie erneut in Gang. Die Druckerei, die Wörterpresse, dann wählst du aus der großen Masse nur geschliffne Diamanten, zierst das Wort mit vielen Wörtern, weißt pro und contra zu erörtern, weißt dir Schonung zu gewähr’n, versuchst galant, das aufzukehr’n, was wächst und wächst, dich weiter presst: Dein Scherbenhaufen.
So viel kannst du entschuldigen, so oft dem Satzbau huldigen, bis man abwinkt: Schon vergessen. Der Krug war nicht so groß. Zerbrechen tut doch alle Näse was. Doch bei dir zerbricht so viel, stets aufs Neue spielst du dasselbe Spiel:
Moment, Genuss, Moment, Vergessen.
Genuss, Moment, Genuss, Vergessen.
Und immer wieder die Erinn’rung dessen, der nicht vergisst, weil er’s nicht kann. Ein Mensch, er ist Erinnerung, lebt fort bis in die Dämmerung, bis keiner lebt, ihn zu beschreiben, kein Zeugnis spricht von seinem Treiben.
DU verdrängst den Scherbenhaufen. Verschließt die Tür, musst weiter laufen, hinein ins nächste Abenteuer, ins Versprechen. Und das Feuer, es schwelgt auf deinem Scherbenhaufen und irgendwann wirst du ersaufen, dann hol’n dich all die Dinge ein, die du vergisst und gern versprichst, was du sein nicht willst und dennoch bist. Irgendwann kommt der Moment, wenn die Flucht nach vorne scheitert, das Feuer auf den Fluchtweg eifert, du auf den Scherben rennst und fällst, dich schneidest und dich niemand hält.
Und dann wirst du Jahre brauchen, bis du aus den Feuertaufen neu geboren bist und lebst mit Erinnerung wie jeder Mensch. Viel wirst du noch immer reden, aber mehr als vorher sagen. Vielleicht mehr Neins als Jas dann wagen. Schneller kehren, nicht verdrängen und einstmals den wahrlich strengen Anforderungen an einen Menschen, im Wort nicht, in der Tat jedoch genügen. Wäre uns doch nur zu eigen, statt nur zu reden, nur zu schweigen.
Du sprichst zu viel und sagst zu wenig. Du redest zu viel und meinst zu wenig. Du gelobst, versprichst und schwörst viel zu viel und hälst zu wenig. Es klingt so gut für den Moment, denn genau dann fühlt’s sich richtig an. Authentisch ist’s für den Moment, dann bist du das Wort, was du grad nennst. Denn mit Vorsatz tust du’s nicht. Mit Vorsatz nämlich vergisst du nicht. Es passiert dir einfach so.
Dann ist der Moment vorbei und so viel mehr stürmt auf dich ein! Nahtlos aneinander reih’n sich Moment, Moment und Sein. Dann gibt’s kein morgen und kein gestern, nur noch heut und endlich lässt dann der neue Mensch, der grad im Licht sitzt, hören, worauf du erpicht bist. Geschichten. Und schon hast du ganz vergessen, wer zuvor dein Wort erhielt.
Für dich mag es kein gestern geben, es gibt nur ‚jetzt‘, vielleicht ein ‚eben‘. Doch ansichtig wirst du irgendwann dessen, der’s nicht kann. Ich mein: Vergessen. Für den Moment blickst du bestürzt, ärgerst dich, so dass du das Kopfchaos mit Schlägen würzt, doch dann kommt sie erneut in Gang. Die Druckerei, die Wörterpresse, dann wählst du aus der großen Masse nur geschliffne Diamanten, zierst das Wort mit vielen Wörtern, weißt pro und contra zu erörtern, weißt dir Schonung zu gewähr’n, versuchst galant, das aufzukehr’n, was wächst und wächst, dich weiter presst: Dein Scherbenhaufen.
So viel kannst du entschuldigen, so oft dem Satzbau huldigen, bis man abwinkt: Schon vergessen. Der Krug war nicht so groß. Zerbrechen tut doch alle Näse was. Doch bei dir zerbricht so viel, stets aufs Neue spielst du dasselbe Spiel:
Moment, Genuss, Moment, Vergessen.
Genuss, Moment, Genuss, Vergessen.
Und immer wieder die Erinn’rung dessen, der nicht vergisst, weil er’s nicht kann. Ein Mensch, er ist Erinnerung, lebt fort bis in die Dämmerung, bis keiner lebt, ihn zu beschreiben, kein Zeugnis spricht von seinem Treiben.
DU verdrängst den Scherbenhaufen. Verschließt die Tür, musst weiter laufen, hinein ins nächste Abenteuer, ins Versprechen. Und das Feuer, es schwelgt auf deinem Scherbenhaufen und irgendwann wirst du ersaufen, dann hol’n dich all die Dinge ein, die du vergisst und gern versprichst, was du sein nicht willst und dennoch bist. Irgendwann kommt der Moment, wenn die Flucht nach vorne scheitert, das Feuer auf den Fluchtweg eifert, du auf den Scherben rennst und fällst, dich schneidest und dich niemand hält.
Und dann wirst du Jahre brauchen, bis du aus den Feuertaufen neu geboren bist und lebst mit Erinnerung wie jeder Mensch. Viel wirst du noch immer reden, aber mehr als vorher sagen. Vielleicht mehr Neins als Jas dann wagen. Schneller kehren, nicht verdrängen und einstmals den wahrlich strengen Anforderungen an einen Menschen, im Wort nicht, in der Tat jedoch genügen. Wäre uns doch nur zu eigen, statt nur zu reden, nur zu schweigen.
Man munkelt
Wohin geht uns're nächste Reise?
Man weiß es nicht.
Macht es jeder auf die gleiche Weise?
Das fragt man sich.
Denn jeder hat’s doch anders gerne.
So sagt man sich.
Auf dass es jeder anders lerne,
Was anders nicht.
Dasselbe bleibt das Resultat,
Spricht man gewiss.
Man bleibt lang weg auf seiner Fahrt
Und sicher ist:
Egal, wer reist, ob arm, ob reich.
Der Preis, der bleibt für jeden gleich.
Wohin geht uns're nächste Reise?
Man weiß es nicht.
Macht es jeder auf die gleiche Weise?
Das fragt man sich.
Denn jeder hat’s doch anders gerne.
So sagt man sich.
Auf dass es jeder anders lerne,
Was anders nicht.
Dasselbe bleibt das Resultat,
Spricht man gewiss.
Man bleibt lang weg auf seiner Fahrt
Und sicher ist:
Egal, wer reist, ob arm, ob reich.
Der Preis, der bleibt für jeden gleich.
Wörter-Waage
Was wiegt ein Wort in dieser Zeit?
Ein Wort, das ist bewegte Luft,
Eine Welle, die verpufft,
Die Ohren kitzelt oder reizt.
Sie entfliegen pausenlos
Den Mündern. Ohne Unterlass
Entweicht es wie ein Furz, das Gas,
Verspricht, verschallt, verhallt und bloß
Zurück bleibt fauliger Gestank.
Wir riechen ihn schon gar nicht mehr,
Winken ab und bleiben leer,
Weil kein Satz zu Boden sank,
Den Durst nich stillt, was man grad trank.
Unsre Worte wiegen nichts.
Müh’los sind sie auszusprechen.
Bei allem, was uns heilig ist,
Ist zuletzt so heilig nichts,
Um es notfalls nicht zu brechen.
Dann meiden wir die Konsequenzen,
Die ein Wort gefordert hätte:
War blöd und ach, auch keine Zeit.
Der Tag hat vierundzwanzig Grenzen.
Und schon liegt dort ein Wort gebrochen
Wie Tausende der vor’gen Wochen,
Doch deren Last erdrückt uns nicht.
Unsre Worte wiegen nicht.
So schön sind sie anzusehen!
Sind Raupen nicht, nur Schmetterlinge,
Doch solltest du dich untersteh’n,
Sie zu greifen, Denn die schönen Dinge
Wiegen nichts, wenn sie vergeh’n.
Was wiegt ein Wort in unsrer Zeit?
Ein Wort, das ist ein bloßer Bit,
Ein Lichtimpuls, den jeder mit
Der rechten Taste unterdrückt.
Und willst du’s später nochmals lesen,
Ist’s nicht mehr aktuell gewesen,
Verweht vom Wind der schnellen Sorte,
Denn nichts mehr wiegen unsre Worte.
Was wiegt ein Wort in dieser Zeit?
Ein Wort, das ist bewegte Luft,
Eine Welle, die verpufft,
Die Ohren kitzelt oder reizt.
Sie entfliegen pausenlos
Den Mündern. Ohne Unterlass
Entweicht es wie ein Furz, das Gas,
Verspricht, verschallt, verhallt und bloß
Zurück bleibt fauliger Gestank.
Wir riechen ihn schon gar nicht mehr,
Winken ab und bleiben leer,
Weil kein Satz zu Boden sank,
Den Durst nich stillt, was man grad trank.
Unsre Worte wiegen nichts.
Müh’los sind sie auszusprechen.
Bei allem, was uns heilig ist,
Ist zuletzt so heilig nichts,
Um es notfalls nicht zu brechen.
Dann meiden wir die Konsequenzen,
Die ein Wort gefordert hätte:
War blöd und ach, auch keine Zeit.
Der Tag hat vierundzwanzig Grenzen.
Und schon liegt dort ein Wort gebrochen
Wie Tausende der vor’gen Wochen,
Doch deren Last erdrückt uns nicht.
Unsre Worte wiegen nicht.
So schön sind sie anzusehen!
Sind Raupen nicht, nur Schmetterlinge,
Doch solltest du dich untersteh’n,
Sie zu greifen, Denn die schönen Dinge
Wiegen nichts, wenn sie vergeh’n.
Was wiegt ein Wort in unsrer Zeit?
Ein Wort, das ist ein bloßer Bit,
Ein Lichtimpuls, den jeder mit
Der rechten Taste unterdrückt.
Und willst du’s später nochmals lesen,
Ist’s nicht mehr aktuell gewesen,
Verweht vom Wind der schnellen Sorte,
Denn nichts mehr wiegen unsre Worte.
Fragmentarische Weisheit
Ich will weise werden. Ein Fakt.
Ein Ziel, ein Statement gleichermaßen.
Hybris. Wahnwitz. Ein hohler Takt
Von Trommlern, die woanders saßen.
Nicht hier, nicht bei mir,
Kein Wort, nicht ein Blick.
Was schulde ich, schulde ich dir,
Hab´ ich euch im Genick?
Menschen, kein Mensch,
Keine Maske, kein Spiel,
Keine Wirrnis. Dezent
Wird mein Zustand labil.
Die Flucht hinaus? Die Flucht hinein,
Alle Türen verriegeln, nicht anwesend sein?
Stabilität, die innere Stärke,
Kein Staub, der verweht, innere Härte,
Sich selbst unerbittlich,
Den and´ren verzeihlich.
Weise werden.
Sich akzeptieren, dann negieren,
Alles, was man war, verlieren,
Verschwimmend die Grenze,
Verschwomm´ne Konturen,
Man verbraucht keinen Raum,
Hinterlässt keine Spuren,
Verschmilzt und verschwindet,
Sich selbst nur ein Schatten,
Den and´ren die Welt,
Die sie so voll nie hatten,
Die jeder für unerreichbar hält.
Weise geworden?
Ein Fels in der Brandung?
Ein Bäumchen, das wächst,
Sich versteigt und vernetzt,
An and´re gebunden, unumwunden,
Verletzlich und angreifbar.
Durch and´re gestützt oder geschlagen.
Wächst man an sich? Beim stützenden Tragen?
So viel zu wissen, so viel zu fragen,
Um weise zu werden?
Nichts verstanden, nichts geseh´n.
Hybris. Wahnwitz. Verkehrtes Ziel.
Ich will weise werden. Ein Fakt.
Ein Ziel, ein Statement gleichermaßen.
Hybris. Wahnwitz. Ein hohler Takt
Von Trommlern, die woanders saßen.
Nicht hier, nicht bei mir,
Kein Wort, nicht ein Blick.
Was schulde ich, schulde ich dir,
Hab´ ich euch im Genick?
Menschen, kein Mensch,
Keine Maske, kein Spiel,
Keine Wirrnis. Dezent
Wird mein Zustand labil.
Die Flucht hinaus? Die Flucht hinein,
Alle Türen verriegeln, nicht anwesend sein?
Stabilität, die innere Stärke,
Kein Staub, der verweht, innere Härte,
Sich selbst unerbittlich,
Den and´ren verzeihlich.
Weise werden.
Sich akzeptieren, dann negieren,
Alles, was man war, verlieren,
Verschwimmend die Grenze,
Verschwomm´ne Konturen,
Man verbraucht keinen Raum,
Hinterlässt keine Spuren,
Verschmilzt und verschwindet,
Sich selbst nur ein Schatten,
Den and´ren die Welt,
Die sie so voll nie hatten,
Die jeder für unerreichbar hält.
Weise geworden?
Ein Fels in der Brandung?
Ein Bäumchen, das wächst,
Sich versteigt und vernetzt,
An and´re gebunden, unumwunden,
Verletzlich und angreifbar.
Durch and´re gestützt oder geschlagen.
Wächst man an sich? Beim stützenden Tragen?
So viel zu wissen, so viel zu fragen,
Um weise zu werden?
Nichts verstanden, nichts geseh´n.
Hybris. Wahnwitz. Verkehrtes Ziel.
Moment und Mensch
Getrieben sind wir, ungehalten,
Zerfasern schon, eh´ wir gestalten.
Unstet sind wir, instabil,
Blüh´n so schnell, wie wir verwelken.
Uneins sind wir, zwiegespalten,
Äußerlich und innerlich.
Was dauert, könn´ wir nicht erfassen,
Weil es ist, was wir nie schaffen.
Wozu den Moment festhalten?
Er geht so schnell, wie wir verschwinden.
Wie wollen wir ihn an uns binden?
Wir, die´s nicht einmal vermögen
Uns selbst zu halten? Denn wer kennt
Sich selbst und sei´s für den Moment?
Getrieben sind wir, ungehalten,
Zerfasern schon, eh´ wir gestalten.
Unstet sind wir, instabil,
Blüh´n so schnell, wie wir verwelken.
Uneins sind wir, zwiegespalten,
Äußerlich und innerlich.
Was dauert, könn´ wir nicht erfassen,
Weil es ist, was wir nie schaffen.
Wozu den Moment festhalten?
Er geht so schnell, wie wir verschwinden.
Wie wollen wir ihn an uns binden?
Wir, die´s nicht einmal vermögen
Uns selbst zu halten? Denn wer kennt
Sich selbst und sei´s für den Moment?
Freak Wave
Wut. Diese Wut. Sie ist wieder da!
Sie reißt an mir. Sie zerrt mich nieder,
Sie beißt sich fest, hält meine Glieder,
Umarmt mich wütig-wunderbar!
Sie will schreien, will zerstören,
Sie will raus, sie will vernichten,
Sie will nur brüll ́n und nie mehr hören!
Jene nur, die ihr beipflichten.
Doch ich lass ́ sie nicht.
Ich schlucke wieder,
Versteck ́ mich hinter einem Lächeln
Voll von bitt ́rer Ironie.
Immer wieder.
Immer wieder muss ich weichen,
Mich selbst verrenken und verrecken!
Im Keller stapeln sich die Leichen
Meiner Fehler und sie strecken
Ihre Hände nach mir aus,
Um mich wieder zu ergreifen,
Mich von Tag zu Tag zu schleifen.
Im Gestern bleib ́ ich. Das Heut ́ ein Graus,
Von morgen nur ein blasser Schimmer,
Den ich mir verbiet ́ zu träumen,
Denn Träume war ́n und bleiben immer
Hindernisse, die zu räumen
Sich das Leben aufgetragen.
Das Leben ist die Monsterwelle,
Die jene, die zu fahren wagen
Mit kühnen Träumen auf der Schwelle
Zwischen Hoffnung, Angst und Zagen,
Endlich gnadenlos zermalmt und kaut,
Mit allen Mächten rüber bügelt,
Dich auskotzt, völlig unverdaut
Und sich dann nicht einmal zügelt,
Den hohen Hintern aufzureißen
Und dir gälend ins Gesicht zu scheißen.
Das ist Leben, das Verrenken,
Weitermachen, Funktionieren,
Sich von sich stets abzulenken,
Sich langsam schleichend zu ermorden!
Ich töt ́ mich ab, ich pass ́ mich an,
Tu weder, was ich will, noch kann.
So kriegt mich lebend keiner, doch
Als lebend ́ge Leiche taug ́ ich noch.
Dann bin ich still. Ich lach ́ ironisch.
Immer wieder.
Immer wieder.
Doch dann ist sie wieder da,
Wo Mut, frecher Mut, grade eben war!
Der Morgen scheint ein wenig heller,
Schau ́ ich hinaus aus meinem Keller.
Doch die Tür fällt zu. In Dunkelheit
Seh ́ ich den Schimmer nicht. Nur Nichtigkeit.
Wut. Diese Wut. Sie ist wieder da!
Sie reißt an mir. Sie zerrt mich nieder,
Sie beißt sich fest, hält meine Glieder,
Umarmt mich wütig-wunderbar!
Sie will schreien, will zerstören,
Sie will raus, sie will vernichten,
Sie will nur brüll ́n und nie mehr hören!
Jene nur, die ihr beipflichten.
Doch ich lass ́ sie nicht.
Ich schlucke wieder,
Versteck ́ mich hinter einem Lächeln
Voll von bitt ́rer Ironie.
Immer wieder.
Immer wieder muss ich weichen,
Mich selbst verrenken und verrecken!
Im Keller stapeln sich die Leichen
Meiner Fehler und sie strecken
Ihre Hände nach mir aus,
Um mich wieder zu ergreifen,
Mich von Tag zu Tag zu schleifen.
Im Gestern bleib ́ ich. Das Heut ́ ein Graus,
Von morgen nur ein blasser Schimmer,
Den ich mir verbiet ́ zu träumen,
Denn Träume war ́n und bleiben immer
Hindernisse, die zu räumen
Sich das Leben aufgetragen.
Das Leben ist die Monsterwelle,
Die jene, die zu fahren wagen
Mit kühnen Träumen auf der Schwelle
Zwischen Hoffnung, Angst und Zagen,
Endlich gnadenlos zermalmt und kaut,
Mit allen Mächten rüber bügelt,
Dich auskotzt, völlig unverdaut
Und sich dann nicht einmal zügelt,
Den hohen Hintern aufzureißen
Und dir gälend ins Gesicht zu scheißen.
Das ist Leben, das Verrenken,
Weitermachen, Funktionieren,
Sich von sich stets abzulenken,
Sich langsam schleichend zu ermorden!
Ich töt ́ mich ab, ich pass ́ mich an,
Tu weder, was ich will, noch kann.
So kriegt mich lebend keiner, doch
Als lebend ́ge Leiche taug ́ ich noch.
Dann bin ich still. Ich lach ́ ironisch.
Immer wieder.
Immer wieder.
Doch dann ist sie wieder da,
Wo Mut, frecher Mut, grade eben war!
Der Morgen scheint ein wenig heller,
Schau ́ ich hinaus aus meinem Keller.
Doch die Tür fällt zu. In Dunkelheit
Seh ́ ich den Schimmer nicht. Nur Nichtigkeit.
Ein Vertreter
„Hier kommt der Zerstörer! Haben Sie nach mir gefragt? Nein? Das ist mir einerlei. Nie hat jemand mich beklagt! Beim Zerstören ist es so: Klingt im Grunde negativ, Weil nur den Gedankengang Nie jemand zu Ende lief! Alle diese Schaffenden, Handwerker, die Leben bauen, Künstler, Menschen, Philosophen Wollen nie nach hinten schauen! Alles, alles bau ́n sie zu Bis kein Flecken frei mehr ist Und sie nicht mehr atmen können! Produktivität zerfrisst! Ach, Sie zweifeln wohl an mir? Sehen Sie sich selbst mal an, Stellen Sie sehr schnelle fest: Frei von Freiraum. Wie geht ́s an? Die Beziehung, die Sie führen, Sehr gut kann man die zerstören. Unrein ist die Goldlegierung, Dem Schund woll ́n Sie angehören? Ja, ich sollte besser geh ́n, Eh was in die Brüche geht? Ha, das wäre ja gelacht! Nein! Das Karussell! Es dreht! Fühl ́n Sie sich zurück gesetzt? Und Ihr Partner kümmert sich Um sein Hobby, Urlaub, Kram, Aber nur um Sie sich nicht? Oh. Das tut mir schrecklich leid! Hör ́n ja, dass ich zynisch bin. Dass ich besser aufhör ́n sollte? Glaub ́, das ist bei mir nicht drin. Hab ́ ich einmal angefangen, Muss ich dann auch gründlich sein. Dazu hab ́ ich so ́nen Hang, Bin nun mal kein Sonnenschein. |
Zweifeln Sie, ob ́s richtig war, Sich das alles anzutun? Und Ihr Partner, öfter weg, Kann nicht oft bei Ihnen ruh ́n? Ja und diese scheiß DistanzIst Ihnen ja viel zu groß, Weil Sie sich schon jetzt verzehren... Wär ́ sie öfter hier, ja bloß Hat sie wohl ́nen eig ́nen Kopp. Für Sie ist nicht Platz genug, Will ja ihre Freiheit leben. Sie steh ́n da, wie so ein Schluck Wasser in ́nem Glas beim Beben! Ach, Sie knall ́n die Türe zu, Wollen von mir nichts mehr wissen Und auch nicht mehr zuhör ́n müssen. Doch zurück komm ́ Se im Nu! Ja schon bald! Sie werden seh ́n! Mich kann niemand weg verbannen, Polizisten mich nicht fangen, Kein Soldat kann mich erschießen! Ha! Und wenn sie alle riefen, Dass man mich erhängen sollte, Selbst wenn mir der Kopfe rollte, Kann ich, kann ich, kann nicht sterben! Nicht vergehen, nicht verderben! Denn so lang ́ es Menschen gibt, Werd ́ ich immer Nahrung finden, Mich in eure Köpfe beißen, Niemals nie zum Geiste schwinden! Ja, ihr selbst habt mich gemacht! Die Zerstörung ward erbaut, Als der erste Mensch sich schuf Und zu leben sich getraut! Ihr steht selbst euch nur im Wege! Und Sie ganz besonders, Herr! Fliehen Sie aus dem Gehege! Los, vernichten Sie es! Der Ausweg ist doch dort! Nicht der! Ach Sie Hoffnungsloser irren Durch Paläste voller Tränen, Wo Sie sich gefangen wähnen! Zerstören Sie ihr Klettenwanken: Ihre Liebe wird es danken!“ |
Wanderlust
Ich bin zu lange hier geblieben,
Schon zu lang, ein halbes Jahr
Am selben Ort umher getrieben.
Bewegung fehlt.
Bewegung über Stein und Moos!
Gleichen Mutes Schritt um Schritt
Sorgen- und Gedankenlos…
Bewegung fehlt.
Zu lange schon das Aufeinander
Mit den kleinen und den großen
Dramen, die mir rufen: Wander!
Denn der Wechsel fehlt.
Ich hab’ euch nichts mehr zu sagen!
Stets sind es dieselben Themen,
Dieselben Sätze, dieselben Fragen.
Erzählstoff fehlt.
Konflikte brennen allerorts,
Genährt wird stets derselbe Frust,
So geht es nicht in einem fort,
Da bald das Verständnis fehlt.
Ich muss es einmal aus mir treiben!
Einmal alles aus mir schwitzen!
Mich salzig tränken, Haut aufreiben,
Der Schmerz, der fehlt.
Einmal spüren, dass er leidet,
Spüren, wie der weiche Körper
Sich an seinen Grenzen weidet!
Wie Blasen an den Füßen kleben,
Die Sonne mir den Hals verbrennt,
Die Beine fast den Stand aufgeben!
Um zu schätzen, was wir können,
Wenn wir Körpern Training gönnen,
Wir das Bad im See genießen,
Wenn Salzkristalle haltlos sprießen,
Im harten Bett den Rücken wetzen,
Um das Weiche neu zu schätzen.
Um den Luxus zu vergessen,
Die Probleme, die er bringt,
Um Vertrautes neu zu messen,
Wenn es wieder auf uns dringt,
Bis uns die Bewegung fehlt.
Ich bin zu lange hier geblieben,
Schon zu lang, ein halbes Jahr
Am selben Ort umher getrieben.
Bewegung fehlt.
Bewegung über Stein und Moos!
Gleichen Mutes Schritt um Schritt
Sorgen- und Gedankenlos…
Bewegung fehlt.
Zu lange schon das Aufeinander
Mit den kleinen und den großen
Dramen, die mir rufen: Wander!
Denn der Wechsel fehlt.
Ich hab’ euch nichts mehr zu sagen!
Stets sind es dieselben Themen,
Dieselben Sätze, dieselben Fragen.
Erzählstoff fehlt.
Konflikte brennen allerorts,
Genährt wird stets derselbe Frust,
So geht es nicht in einem fort,
Da bald das Verständnis fehlt.
Ich muss es einmal aus mir treiben!
Einmal alles aus mir schwitzen!
Mich salzig tränken, Haut aufreiben,
Der Schmerz, der fehlt.
Einmal spüren, dass er leidet,
Spüren, wie der weiche Körper
Sich an seinen Grenzen weidet!
Wie Blasen an den Füßen kleben,
Die Sonne mir den Hals verbrennt,
Die Beine fast den Stand aufgeben!
Um zu schätzen, was wir können,
Wenn wir Körpern Training gönnen,
Wir das Bad im See genießen,
Wenn Salzkristalle haltlos sprießen,
Im harten Bett den Rücken wetzen,
Um das Weiche neu zu schätzen.
Um den Luxus zu vergessen,
Die Probleme, die er bringt,
Um Vertrautes neu zu messen,
Wenn es wieder auf uns dringt,
Bis uns die Bewegung fehlt.